Medical Gaslighting beim Komplexen regionalen Schmerzsyndrom (crpsselbsthilfe.de)

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Was bedeutet „Medical Gaslighting“?

Medical Gaslighting bezeichnet Situationen, in denen medizinisches Personal die Beschwerden von Patientinnen herunterspielt, falsch deutet oder als übertrieben oder eingebildet darstellt. Dadurch beginnen Betroffene häufig, an ihrer eigenen Wahrnehmung und sogar an ihrem Gesundheitszustand zu zweifeln. Es handelt sich dabei nicht um eine medizinische Diagnose, sondern um ein Muster aus Abwertung, mangelnder Aufmerksamkeit und unzureichendem Zuhören. Typisch ist etwa, dass Beschwerden ohne gründliche Untersuchung als Stress, Psychosomatik oder Übertreibung abgetan werden, Symptome verharmlost oder Angehörige der Medizinberufe nicht richtig zuhören oder häufig unterbrechen. Auch die Intuition und Körperwahrnehmung der Patientinnen wird infrage gestellt, notwendige Untersuchungen oder Überweisungen werden ohne klare Begründung verweigert oder es werden einfache Erklärungen wie Gewicht, Alter oder psychische Verfassung herangezogen, die die tatsächliche Problematik nicht erfassen.

Die Gründe für solches Verhalten sind vielfältig: Zeitdruck und Routine können dazu führen, dass komplexe Anliegen vorschnell eingeordnet werden, während Vorurteile gegenüber bestimmten Gruppen – etwa Frauen, jüngeren Menschen, Personen mit höherem BMI oder chronisch Erkrankten – die Beurteilung zusätzlich verzerren. Auch Unsicherheit bei seltenen oder schwer einzuordnenden Symptomen sowie unzureichende Kommunikation spielen eine Rolle. Für Betroffene kann das schwerwiegende Folgen haben. Verzögerte oder falsche Diagnosen, wachsende Verunsicherung, Selbstzweifel und das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden, sind häufig. Manche vermeiden aus Sorge vor erneuten negativen Erfahrungen sogar weitere Arztbesuche, was eine mögliche Verschlechterung des Gesundheitszustands begünstigt.

Es gibt jedoch Schritte, die helfen können, sich besser zu schützen oder die eigene Position zu stärken. Dazu gehören Nachfragen nach Begründungen für ausgelassene Untersuchungen, die Bitte, eigene Wünsche in der Akte zu dokumentieren, oder das Mitnehmen einer Begleitperson zum Termin. Auch schriftliche Notizen über Symptome, das Einholen einer Zweitmeinung oder ein Arztwechsel sind sinnvolle Optionen, wenn sich das störende Verhalten nicht ändert. 

Beim CRPS (Complex Regional Pain Syndrome) kommt es leider überdurchschnittlich häufig zu Medical Gaslighting. Das berichten sehr viele Betroffene weltweit. CRPS ist komplex, selten, schwer messbar und nicht immer eindeutig im Bildgebungsverfahren sichtbar — all das macht es anfällig dafür, nicht ernst genommen oder falsch eingeordnet zu werden.

Warum gerade CRPS so oft „gaslightet“ wird

  1. Schmerzen sind extrem, aber oft unsichtbar

CRPS verursacht starke brennende Schmerzen, die teilweise unverhältnismäßig zum Ereignis wirken (z. B. nach einer kleinen Verletzung). Viele Ärzte können sich dieses Ausmaß nicht vorstellen und zweifeln dann eher, anstatt weiter zu untersuchen.

  • Die Symptome sind variabel
  • Schwellungen
  • Farb- und Temperaturveränderungen
  • Muskelschwäche
  • Motorische Probleme
  • Überempfindlichkeit

Da Symptome kommen und gehen, wirkt es auf Außenstehende manchmal „inkonsistent“.

  • Mangelnde Ausbildung

CRPS ist selten, und viele Mediziner*innen lernen im Studium kaum darüber. Unwissenheit wird leider oft durch Abwertung kompensiert.

  • Häufige Fehldiagnosen

CRPS wird oft als:

  • psychisch bedingt
    • Überempfindlichkeit
    • „normale“ Heilungsverzögerung
    • Stress oder Angst

abgetan, bevor überhaupt eine gründliche Schmerzdiagnostik stattfindet.

  • Systematische Abweichung von einem neutralen oder objektiven Ergebnis gegen Schmerzpatienten*innen. 

Besonders junge Menschen, Frauen und Menschen mit chronischen Schmerzen werden schneller als „übertreibend“ oder „ängstlich“ abgestempelt.

Wie Medical Gaslighting bei CRPS konkret aussieht

  • „So starke Schmerzen kann man nach so einer kleinen Verletzung nicht haben.“
  • „Das ist sicher psychosomatisch.“
  • „Sie müssen sich einfach mehr bewegen / durchhalten.“
  • „CRPS ist sehr selten, das haben Sie bestimmt nicht.“
  • „Die Farbveränderung ist Einbildung.“
  • „In der Bildgebung sieht man nichts — also ist es nichts.“

Solche Aussagen sind nicht fachgerecht.

Was dir helfen kann

  1. Symptome dokumentieren

Fotos von Farbveränderungen, Schwellungen, Temperaturunterschieden, Bewegungseinschränkungen. CRPS verändert sich — Dokumentation ist extrem wertvoll.

  • Einen CRPS-erfahrenen Schmerztherapeuten suchen

Viele Betroffene erhalten erst dort eine ernsthafte Diagnose und passende Therapie.

  • Nur Ärzte wählen, die dich ernst nehmen

Der Umgang mit CRPS ist langwierig — ein respektvolles Team ist entscheidend.

  • Formulierungen für schwierige Arztgespräche

„In Leitlinien steht, dass CRPS klinisch diagnostiziert wird, auch wenn bildgebende Befunde fehlen. Können wir bitte gemeinsam prüfen, ob meine Symptome den Kriterien entsprechen?“

  • Eine Zweit- oder Drittmeinung einholen

CRPS-Diagnosen kommen häufig von spezialisierten Schmerzzentren, nicht von Hausärzten oder Orthopäden.

20.11.2025

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Referenz:
https://aktuelles.crpsselbsthilfe.de

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